"Den Kindern die Augen zugehalten" - ein Jahr Angriffskrieg in der Ukraine - Volker Lübke erinnert sich

"Den Kindern die Augen zugehalten" - ein Jahr Angriffskrieg in der Ukraine - Volker Lübke erinnert sich

"Den Kindern die Augen zugehalten" - ein Jahr Angriffskrieg in der Ukraine - Volker Lübke erinnert sich

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"Den Kindern die Augen zugehalten" - ein Jahr Angriffskrieg in der Ukraine - Volker Lübke erinnert sich

"Kein Mensch sollte aus seiner Heimat fliehen müssen - dieser Familienvater floh nun schon zum dritten Mal vor der Gewalt des Krieges", sagt Volker Lübke über einen Geflüchteten und seine Familie anlässlich des Jahrestages des schrecklichen Angriffskrieges der Russen gegen die Ukraine am 24. Februar 2023. Der Pfarrer der Gemeinde Alt-Wittenau und amtierende Superintendent des Kirchenkreises Reinickendorf hatte die vierköpfige Familie vorübergehend in der Kirchengemeinde untergebracht.

Volker Lübke erinnert sich: "Wenige Tage nach Beginn des Krieges erhielt ich nachts einen Anruf einer ehrenamtlichen Helferin vom Hauptbahnhof: Sie suchte eine Unterbringung für eine vierköpfige Familie, die aus der Ukraine nach Deutschland geflohen war. Alle Notquartiere waren schon voll. Wir brachten sie dann kurzfristig in unserem Kinder- und Jugendhaus in Alt-Wittenau unter. Der Vater stammte ursprünglich aus dem Irak, aus dem er einige Jahre zuvor wegen des dortigen Krieges geflohen war. Er hatte im Donbass Medizin studiert und während des Studiums seine ukrainische Frau kennengelernt. Dann mussten sie zusammen fliehen - vor den kriegerischen Auseinandersetzungen mit den russischen Separatisten in der Ost-Ukraine. Und nun waren sie erneut, diesmal gemeinsam mit ihrer siebenjährigen Tochter und ihrem vierjährigen Sohn, auf der Flucht vor dem Krieg.

Sie hatten das Notdürftigste in ein Auto geladen und sind losgerast, wie mir der Vater erzählte. Zwischenzeitlich mussten sie ihren Kindern die Augen zuhalten, damit sie die Schreckensbilder der Opfer des Krieges und der Zerstörungen nicht sehen mussten. Nach drei Tagen voller Hoffen und Bangen sind sie dann in Berlin angekommen. Zwei Wochen blieben sie bei uns in Alt-Wittenau, dann wurden sie von den Behörden nach Sachsen-Anhalt umverteilt.

Wir hatten noch einmal telefonisch Kontakt. Der Vater fragte mich, ob es eine Möglichkeit gebe, nach Alt-Wittenau zurückzukommen. Aber zu diesem Zeitpunkt war das leider nicht möglich. Danach habe ich nie mehr etwas von ihm gehört. Bis heute beschäftigt mich das Schicksal dieser Familie noch, die so oft schon vor dem Krieg fliehen musste."

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