ForuM-Studie, Immobilien, Klimaschutz und Wahlen - Frühjahrssynode 2024 hat getagt

ForuM-Studie, Immobilien, Klimaschutz und Wahlen - Frühjahrssynode 2024 hat getagt

ForuM-Studie, Immobilien, Klimaschutz und Wahlen - Frühjahrssynode 2024 hat getagt

# Kreissynode

ForuM-Studie, Immobilien, Klimaschutz und Wahlen - Frühjahrssynode 2024 hat getagt

„Der schnellste Weg aus der Krise ist, der Wirklichkeit ins Auge zu blicken“, sagte Marion Eckerland, die Beauftragte für den Umgang mit sexualisierter Gewalt der Evangelischen Kirche Berlin – Brandenburg – schlesische Oberlausitz (EKBO), auf der 10. Ordentlichen Tagung der 13. Kreissynode – dem Leitungsgremium – des Kirchenkreises Reinickendorf am 15./16. März 2024. Damit zitierte sie die Worte von Professor Dr. Martin Wazlawik, dem Leiter der sogenannten ForuM-Studie (Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland), die dieser bei der Vorstellung der Studienergebnisse am 25. Januar 2024 in Hannover gesagt hatte. 

Eckerland stellte die wesentlichen Ergebnisse der Studie vor, die u.a. festgestellt hat, dass es in der evangelischen Kirche eine „Begünstigungsstruktur für sexualisierte Gewalt“ gibt und das Thema zu lange abgewehrt und „externalisiert“ wurde durch Verweis auf die katholische Kirche, deren Hierarchie, Zölibat und Sexualmoral, durch Einordnung als Einzelfälle und Historisierung. All das ist jedoch durch die Studie widerlegt worden: 69 Prozent der beschuldigten Pfarrpersonen waren zum Tatzeitpunkt verheiratet, ca. 46 Prozent der Beschuldigten waren Mehrfachtäter.  

„Das teils progressive Selbstbild der Evangelischen Kirche führte zu Tabuisierung des Themas und zur Ausblendung“, zitierte Eckerland aus der Studie und fuhr fort, dass sich eine Vielzahl von Fallkonstellationen zeigt und das Ausmaß größer ist als bisher gedacht. „Das Pfarrhaus wird in der Mehrzahl der Fälle als Tatort beschrieben“, sagte sie. Die „Pastoralmacht der Pfarrpersonen“ sei ein Risikofaktor und Seelsorgeverhältnisse wurden zum Missbrauch ausgenutzt. „Zu häufig galt die Fürsorge der Kirche den Beschuldigten statt den betroffenen Personen“, sagte Eckerland, aber hinzuhören, aufmerksam und achtsam zu sein, sei wichtig und müsse in allen Arbeitszusammenhängen, Konventen, Gemeindekreisen und Leitungsebenen geschehen, um weiteres Leid zu stoppen. Dafür wird es zukünftig mehr Ressourcen brauchen, um einen professionellen Umgang mit dem herausfordernden Thema sicher zu stellen.

Präventionsschulungen in Reinickendorf

Im Kirchenkreis Reinickendorf gibt es seit Oktober 2021 ein Schutzkonzept „Prävention sexualisierter Gewalt in der Evangelischen Kirche Reinickendorf“ und mit Raika Brosowski und Kai-Oliver Pöhle zwei Präventionsbeauftragte als Ansprechpartner:innen, die auch Schulungen und Fortbildungen anbieten. Raika Brosowski betonte in ihrem Vortrag: "Um eine gelingende Präventionskultur im Kirchenkreis zu verankern, ist es wichtig, dass alle haupt- und ehrenamtlich Tätigen an einer Präventionsschulung teilnehmen.“

Brosowski fuhr fort: „Dabei sensibilisieren wir die Teilnehmenden nicht nur für die Wahrnehmung grenzverletzender Situationen, stellen das Schutzkonzept des Kirchenkreises sowie den Verhaltenskodex der Landeskirche vor, sondern wollen eine Kultur der Achtsamkeit implementieren. So können wir den Menschen, die in die Gemeinden und Veranstaltungen kommen, einen möglichst sicheren Ort bieten.“ 

Zum Thema „Kirche zwischen Schwund und Bindung – Was bedeuten die Ergebnisse der 6. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung für die Entwicklung der Gemeinden und der sozialdiakonischen Projekte im Kirchenkreis Reinickendorf?“ war Daniel Hörsch zu Gast. Er ist sozialwissenschaftlicher Referent der Evangelischen Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung (midi) in Berlin.  

„Einer der allgemeinen Befunde der 6. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung der EKD lautet, dass die kirchlich-religiöse Praxis immer weniger Anklang findet“, sagte Hörsch zu der Untersuchung, die 2023 veröffentlicht wurde, und fuhr fort: „Doch mit Blick auf die EKBO und speziell auf die Stadt Berlin ist erfreulicherweise festzustellen, dass sich die Verhältnisse zwischenzeitlich konsolidiert haben. Insbesondere das sozialdiakonische und gesellschaftspolitische Engagement und die Sozialraumorientierung der Kirchen finden überdurchschnittlich Anklang bei den Befragten.“ Er machte den Mitgliedern und Mitarbeiter:innen der Kirchengemeinden, den Mitarbeiter:innen der kirchlichen Einrichtungen wie Kinder- und Familienzentren sowie den Mitarbeiter:innen der verschiedenen kirchlichen Arbeitsbereiche Mut, mit Projekten in die Sozialräume zu gehen und weiter in sozialdiakonischen und gesellschaftspolitischen Bereichen aktiv zu sein.

Immobilienplanungen im Kirchenkreis

Steffi Zotzmann, die Vorsitzende des Immobilienentwicklungsausschusses, berichtete über den Stand der Umsetzung des von der Kreissynode im Jahr 2022 beschlossenen Konzeptes für die Immobilienplanung. Danach sollte auf der Frühjahrssynode 2024 die Beschlussfassung für die gemeinsame Immobilienplanung aller Gemeinden/Regionen und des Kirchenkreises erfolgen. „Diese Zielstellung scheint zu ehrgeizig gewesen zu sein und unter Berücksichtigung vieler Einflussfaktoren stellte sie sich als nicht realistisch heraus,“ sagte Zotzmann. 

Ein Meilenstein auf dem Weg zu einer gemeinsamen Immobilienplanung waren laut Zotzmann jedoch die Einstellungen der beiden kreiskirchlichen Mitarbeiter:innen für dieses Arbeitsgebiet, Janos Muchametow und Yvonne Wienke, die jeweils eine 50-Prozent-Stelle haben und bei den regionalen Planungen grundsätzlich und frühzeitig beteiligt werden sollen. Zotzmann kündigte für den 20. Juni 2024 um 18.30 Uhr einen Workshop zum Thema „Immobilienplanung in den Regionen“ für Mitarbeitende und Interessierte an, bei dem u.a. auch ein wichtiges Instrument zur Unterstützung vorgestellt werden soll. Das ist die sogenannte „Basisliste, in der bereits alle Immobilien der jeweiligen Region mit technischen, Verbrauchs- und Finanzdaten enthalten sind. Die Information über den Workshop wird zu gegebener Zeit von der Superintendentur an die Gemeinden geschickt. Neue Zielsetzung ist, dass alle Regionen bis zum 31.12.2024 ihre Planungen gemäß kreiskirchlicher Konzeption an den Immobilienentwicklungsausschuss weiterleiten. 

Superintendent Thomas Harms präsentierte die Arbeit des Kreiskirchenrates seit November 2023 und es waren Nachwahlen für zwei Gremien nötig. Bei Nachwahlen von stellvertretenden Mitgliedern für den Kreiskirchenrat wurden Pfarrer Ralf-Ulrich Kowalke (Apostel-Johannes-Kirchengemeinde) sowie Bärbel Keller (Evangeliumskirchengemeinde), Dr. Jens Ziegler (Kirchengemeinde Frohnau), Simon Riehle (Apostel-Johannes-Kirchengemeinde) und Dr. Achim Schröter (Kirchengemeinde Konradshöhe-Tegelort) gewählt. Bei Nachwahlen regulärer Mitglieder für den Haushaltsausschuss wurde Dieter Teske (Kirchengemeinde Konradshöhe-Tegelort) gewählt.

Zum Stand der Vorbereitungen für ein neues Kita-Trägermodell im Kirchenkreis Reinickendorf berichteten Dr. Sandra Piper, fachliche Leitung, und Rouven Schmidt, kaufmännische Leitung des im Aufbau befindlichen Kita-Gemeindeverbandes. Es haben sich elf Kirchengemeinden, die Träger von insgesamt 18 Kitas sind, vernetzt, um einen Kita-Gemeindeverband zu gründen. Vertreter.innen der Gemeinden und Koordinator:innen des Kirchenkreises treffen sich quartalsweise, um über den Aufbau des Kita-Gemeindeverbandes zu beraten. Inzwischen liegt eine beschlussfähige Satzung vor, auf dessen Grundlage der Kita-Gemeindeverband gegründet werden kann. Um als Kita-Träger wirksam zu werden, wird der Kita-Gemeindeverband in den kommenden Monaten eine Trägererlaubnis beantragen und die Überführung der Kitas auf den Verband organisieren.

Gemeinden können Förderanträge stellen

Helmut Krüger-Danielson, der Beauftragte für die Umwelt, berichtete über die Bewirtschaftung des Klimaschutzfonds. Entsprechend der Vorgaben des EKBO Klimaschutzgesetzes wurde vom Konsistorium/Umweltbüro ­- auf der Basis der Energieverbrauchsdaten von 2022 - für alle Kirchengemeinden und für den Kirchenkreis Reinickendorf die Höhe der CO2e-Emissionen für das Jahr 2023 ermittelt. Pro Tonne CO2e soll eine Abgabe von 125,00 Euro in den kreiskirchlichen Klimaschutzfonds fließen. Der neu entstehende Klimaschutzfonds soll dazu dienen, Förderbeträge für energetische Sanierungen und klimaneutrale Heizungsmodernisierungen an die Gemeinden auszureichen.

Im ersten Jahr flossen diesem Klimaschutzfonds knapp 100.000 Euro zu, wobei -entsprechend der auf der Herbstsynode neu beschlossenen Finanzsatzung - 60% aus den Gemeinden getragen werden und 40% des Betrages aus dem Finanzausgleich in den Klimaschutzfonds fließen. Die Kirchengemeinden können Förderanträge für ihre Projekte stellen. Weitere Informationen zu Förderrichtlinien etc. finden Sie hier. 

 

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